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Mittwoch, 9. April 2014

"Es wird keine Helden geben"

Ein geniales Debüt einer jungen Autorin: "Es wird keine Helden geben"!

Anna Seidl
Es wird keine Helden geben
978-3-7891-4746-3
Oetinger Verlag
Alter: 14+

Fast wäre Miriam an diesem Tag zu spät zur Schule gekommen, wenn ihr Freund Tobi ihr keine SMS geschickt hätte. So kommt sie noch pünktlich. Sie konnte ja nicht ahnen, was an diesem Tag geschehen und wie sehr es ihr Leben verändern würde. In der Pause fallen plötzlich Schüsse. Ein Amoklauf! Miriam versteckt sich mit ihrer Freundin Joanne auf dem Klo. Draußen herrscht Panik. Der Amokläufer ist ganz nah. Sie sieht, wie ein Junge namens Philipp stirbt. Sie ist unfähig zu handeln, kann sich nicht bewegen. Sie muss mitansehen, wie ihr Freund Tobi auf dem Flur verblutet und tut nichts, um ihn zu retten. Sie kann nicht. Das Leben ist kein Film. Es gibt keine Helden. Jeder ist sich selbst der Nächste. Auch Miriam wird angeschossen. Dann ist alles vorbei. Und fängt gerade erst an. Das Danach, die Schuld, die Trauer … . Warum hat sie überlebt? Warum musste Tobi sterben? Wie soll sie ohne Tobi weiterleben? Hat sie vielleicht sogar Schuld an dem Amoklauf? Immerhin gehörte sie zu denen, die Matias aus der Parallelklasse, den Amokläufer, immer gemobbt haben. Sie hat echt üble Kommentare über ihn abgegeben und ihn mal ganz fies abblitzen lasse, als er mit ihr zum Tanzstundenball wollte. Bei Miriam zuhause gibt es Probleme. Sie meint, ihre Eltern würden sie wie ein trotziges kleines Kind behandeln. Sie will einfach in Ruhe gelassen und nicht mit Samthandschuhen angefasst werden. Wenigstens ihr Opa versteht sie und ist für sie da. Ihre Freundin Joanne hingegen ignoriert sie und schweigt. Miriams Mutter, die die Familie verlassen hat, kommt zurück. Miriam will das nicht. Sie war auch sonst nie für sie da. Immer wieder ruft sie Tobis Mailbox an, um seine Stimme zu hören, bis seine Eltern schließlich sein Handy abmelden. Die Schule geht weiter, zunächst allerdings im Container. Es gibt einen Gedenkgottesdienst, eine Schülerversammlung und Trauerbegleiter für die Schüler. Miriam erträgt das alles nicht. Ihre Freundin Tanja ist nach Berlin gezogen und ist auch nicht mehr auf Facebook zu erreichen. Sophia wird langsam zum Junkie und hängt nur noch mit den Kiffern ab. Joanne schweigt noch immer. Nur Vanessa bleibt Miriam als Freundin. Miriam geht zur Therapeutin Dr. „Nenn mich Rosalie“ Frei. Sie hat vor allem Angst und rastet bei der Therapie aus. Sie kann einfach nicht mehr. Sie schreit Tobis Grabstein an: „Warum hast du mich verlassen, du Arsch?“. Immer wieder muss sie daran denken, wie sie Matias gemobbt haben. Vor allem Tobi konnte da ganz schön fies sein. Sie beschimpften ihn als Loser und Fettsack, fragten ihn, ob er noch nie was von Dusche oder Deo gehört hätte etc. . Mit ihrer Mutter geht Miriam zur Mutter von Joanne, weil sie sich große Sorgen um ihre Freundin macht. Zu Recht, wie sich wenig später herausstellt. Joanne bringt sich um. Die Osterferien verbringt Miriam mit ihren Eltern am Meer. Als sie wieder zuhause ist, beginnt sie eine Gruppentherapie. Ihr Leben wird nie mehr so sein wie zuvor, aber es wird besser. Und dann ist da ja auch noch Stephen … .
Dieses Buch hat mich wahnsinnig beeindruckt. Ich konnte kaum glauben, dass das eine 16-Jährige geschrieben hat. Es ist einfach unheimlich fesselnd und sprachlich brillant geschrieben. Das Thema ist natürlich krass und es kommt einem vor, als wäre man hautnah dabei. Wie kann man über so etwas so realistisch schreiben, ohne es selbst erlebt zu haben? Man wird beim Lesen so mitgerissen von der Geschichte, dass man dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein sehr beeindruckendes Debüt! Ich bin schon sehr gespannt auf weitere Bücher von Anna Seidl.
Viel Spaß beim Lesen!!!

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